Schlimmer geht es nimmer? Denkste! Die Teufelsstein-Kandidaten 2020 stellen einmal mehr unter Beweis: Das Profitdenken geht der Rücksicht auf die Umwelt noch immer vor. Der seit 18 Jahren existierende Schmähpreis ist noch weit davon entfernt, sich abzuschaffen.
Gletscherwasser per Frachtschiff setzt einen Teufelskreis in Gang
«Rabenschwarz und nicht grün müsste diese grüne Produktaufschrift sein. Trinkwasser aus Grönlandeis über den Atlantik zu verschiffen, ist der Gipfel des Unsinns.» Jon Pult, Nationalrat und Präsident der Alpen-Initiative äussert sich heute Morgen am Manor-Hauptsitz in Basel bei der Übergabe des Preises in aller Schärfe zum kanadischen Produkt «Berg». «Was für ein Teufelskreis: Die Entnahme von Eisbergbruchstücken
entzieht dem Meer Kälte, der haarsträubende Transport erhitzt zudem Atmosphäre und verstärkt den Treibhauseffekt.» Er fügt an: «Besonders absurd ist der Transport, weil in der Schweiz sauberes Wasser praktisch zum Nulltarif aus der Leitung fliesst.» Von allen Nominierten für den «Teufelsstein
» hat das Gletscherwasser «Berg» mit einem Ausstoss von einem 794 Gramm CO2 pro Flasche mit 750 ml Inhalt den mit Abstand höchsten CO2-Ausstoss. Jeder einzelne Deziliter «Berg»-Wasser produziert mit über 100 g CO2 mehr als sein Eigengewicht. Die Alpen-Initiative prangert solche unsinnigen, teils grobfahrlässigen Transporte an, die das Transportwachstum unnötigerweise steigern, mit grosser Vehemenz an.
Pascal Kraak, Food-Director bei Manor, ist nicht zum ersten Mal mit Kritik an der Getränkelinie «Eaux du monde» mit dem Gletscherwasser «Berg» konfrontiert. «Berg» sei seit Herbst 2019 Thema in sozialen Netzwerken, ebenso wie die Wasser «Fiji» und «Voss» bei anderen Einzelhändlern. «Wir nehmen das Feedback der Öffentlichkeit und der Kundinnen und Kunden sehr ernst», sagt er. «Deshalb hat Manor beschlossen, die interkontinentalen «Eaux du monde» mit rund 10 verschiedenen Wassern schrittweise aus dem Sortiment zu nehmen und sich auf regionale und nationale Wasser zu konzentrieren.»
Die zwei weiteren für den Schmähpreis nominierten Kandidaten mit Produkten, für die es zuhauf lokale Alterativen gibt, sind ebenfalls im Detailhandel erhältlich. Gewürzgurken aus Vietnam, im Verkauf bei der Migros sowie Granatapfelkerne aus Peru, die einen Umweg über den Verarbeitungsort Ägypten nehmen, von Coop. Einmal mehr stiess die öffentliche Abstimmung der Alpen-Initiative auf eine gute Resonanz: Über 5'900 Personen nahmen an der Abstimmung von Mitte August bis Mitte September teil.
Bergkristall belohnt Förderung regionaler Gastroküche
Den diesjährigen «Bergkristall» verleiht das Publikum dem «Kulinarischen Herbst», einem Projekt von alpinavera und GastroGraubünden in Zusammenarbeit mit den Gastroverbänden von Glarus und Uri. Betriebe, die konsequent regionale Speisen anbieten, dürfen Gerichte, die zu mind. 60% aus regionalen Zutaten bestehen, speziell auszeichnen. «Regionale Gerichte mit lokal produzierten Zutaten zuzubereiten,
trägt engagiert zur Vermeidung unnötiger Transporte bei und stärkt lokale Lieferketten», verdeutlicht Jon Pult bei der Übergabe des Preises in Chur vor den Medien. «Unser Bergkristall belohnt Verdienste um die nachhaltige Produktion und befeuert darüber hinaus die Preisträger in der Vermarktung ihrer Ideen.»
Die zwei anderen Kandidaten für den «Bergkristall» waren zum einen Live Track, ein Unternehmen, das dank smarten Lösungen für Abfall- und Entsorgungsbehälter Verkehr vermeidet. Zum anderen stand mit Urban Logistics eine Plattform für Transportdienstleistungen zur Wahl, welche die führenden Velokuriere zwecks nachhaltiger Citylogistik zusammenschliesst und damit auch fördert.
Jon Pult freut sich: «Die Reaktion von Manor ist für uns eine grosse Bestätigung. Unsere standhafte Kritik zeigt Wirkung: Manor will nun ihre gesamte Linie mit exotischen Mineralwassern aus dem Sortiment nehmen.» Neben dem Sieger «Berg» waren in den Vorjahren auch die Mineralwasser «Voss» (Herkunftsland: Norwegen) und «Fiji» (Ursprung: Fidschi-Inseln) nominiert. «Wir fordern auch die übrigen Schweizer Detailhändler dazu auf, diese Produkte mit einem Absatzstopp aus ihren Regalen zu verbannen.»