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Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft
Datum: 13.-17. Mai 2024
Ort: München (D)
Eine neue Meta-Studie eines internationalen Expertenteams, basierend auf 343 wissenschaftlichen Publikationen, zeigt, dass pflanzliche Bioprodukte eine deutlich bessere Qualität haben als konventionell produzierte. Für die Lebensmittelbranche ergeben sich damit gleichzeitig grosse Herausforderungen und Chancen. Damit die Vorteile der Biozutaten auch im Endprodukt erhalten bleiben, sind naturnahe Rezepturen und schonende Verarbeitungsmethoden notwendig.
Peter Jossi
Bei seiner Auswertung von 343 Studien zu den Inhaltsstoffen von biologisch und konventionell angebauten Feldfrüchten hat das Forschungsteam – darunter FiBL-Direktor Urs Niggli – festgestellt, dass der Wechsel zu einer Ernährung mit biologischem Obst, Gemüse und Getreide so viele zusätzliche Antioxidantien zur Verfügung stellen würde, wie ein bis zwei zusätzliche Portionen Obst und Gemüse täglich.
Die im angesehenen «British Journal of Nutrition» veröffentlichte Studie zeigt zudem niedrigere Werte an toxischen Schwermetallen bei biologisch angebauten Feldfrüchten: So liegt der Gehalt an Kadmium fast 50 Prozent tiefer. «Die Untersuchung zeigt, dass nach biologischen Standards produzierte Nahrung zu einer erhöhten Aufnahme ernährungsphysiologisch erwünschter Antioxidantien und zu einer geringeren Gefährdung durch toxische Schwermetalle führen kann», so der Leiter der Studie Carlo Leifert, Professor für biologische Landwirtschaft an der Universität Newcastle.
Neue Methoden bei der Datenanalyse
Die Studie ist der umfassendste Vergleich, der je zum Nährstoffgehalt von biologischen und konventionellen Lebensmitteln durchgeführt wurde. Sie ist das Ergebnis einer neuen und innovativen Art der systematischen Literaturprüfung und Meta-Analyse.
«Der grösste Unterschied unserer Studie zu älteren ist die grosse Menge an neusten Forschungspublikationen, welche uns zur Verfügung stand» erklärt Leifert. Gavin Steward, Dozent für Statistik und Meta-Analysen im Forschungsteam, fügt hinzu: «Wir konnten in dieser Synthese auf eine viel grössere Basis an wissenschaftlichen Erkenntnissen zurückgreifen. Daher konnten wir besser geeignete statistische Methoden nutzen und so definitivere Schlussfolgerungen zu den Unterschieden zwischen biologisch und konventionell angebauten Pflanzen ziehen.»
Bio: Besser und gesünder?
«Die Debatte bio versus nicht-bio läuft seit Jahrzehnten. Die Aussage dieser Studie ist jedoch überwältigend», erklärt Leifert. «Wir haben zweifelsfrei gezeigt, dass sich biologisch und konventionell angebaute Kulturpflanzen bezüglich ihrer Nährwertzusammensetzung unterscheiden. Jetzt ist es dringend notwendig, gut überwachte Ernährungsstudien mit Menschen zu machen.»
Das Fazit von Urs Niggli lautet: «Ganz einfach gesagt enthalten die pflanzlichen Bioprodukte deutlich mehr erwünschte und deutlich weniger unerwünschte Inhaltsstoffe. Es gibt aber keine Studien, welche zeigen, dass dies tatsächlich für die Gesundheit relevant ist. Dazu bräuchte es Ernährungsstudien. Denn grundsätzlich ist die Zusammensetzung des Essens viel wichtiger als die Qualität der einzelnen Lebensmittel», so Nigglis Fazit.
Bioqualität als Chance und Herausforderung
Eine klare Aussage macht die Metastudie unter anderem zum Gehalt an Antioxidantien, der bei pflanzlichen Biolebensmitteln um 60 Prozent höher ausfällt. Im Rahmen einer Tagesration wirkt dies wie eine zusätzliche Portion Obst. Die untersuchten Antioxidantien, darunter Stoffe aus den Gruppen der phenolischen Säuren, der Flavanone, Stilbene und Anthocyanine, sind sehr zahlreich und wirken im menschlichen und tierischen Körper aktiv in vielen physiologischen Prozessen mit. «Antioxidantien wirken als Fänger von freien Radikalen, welche in den Stoffumsetzungs- und Veratmungsprozessen im Körper ständig gebildet werden», erläutert Niggli und ergänzt: «Deshalb ist die gesunde Diät auch so wichtig, weil Zellalterung, chronische Krankheiten, zum Beispiel an den Herzkranzgefässen oder gewisse Krebsarten von der Ernährung positiv oder negativ beeinflusst werden können.»Für die Lebensmittelbranche ergeben sich gleichzeitig grosse Herausforderungen und Chancen. Damit die Vorteile der Biozutaten auch im Endprodukt erhalten bleiben, sind naturnahe Rezepturen und schonende Verarbeitungsmethoden notwendig. Von zunehmender Bedeutung sind die funktionellen Eigenschaften vieler Biozutaten, wodurch sich neben dem willkommenen Gesundheitseffekt auch Zusatzstoffe ersetzen lassen. Neue Prozesstechnologien leisten einen entscheidenden Beitrag, dass dies immer mehr auch in der industriellen Herstellung erfolgreich umgesetzt werden kann, auch weit über die Bioverarbeitung hinaus.FiBL-Direktor Urs Niggli dazu: «Für die Verarbeitung und Produktentwicklung ist es sinnvoll, möglichst schonende Verarbeitungsverfahren zu wählen, um die bessere Qualität im Rohstoff bis ins verarbeitete Produkt zu erhalten. Die Unterschiede, welche die Meta-Studie sichtbar gemacht hat, ziehen sich sowohl bei frischen wie verarbeiteten Bioprodukten durch.»
Urs Niggli verweist auf die positive Entwicklung der Biovermarktung: «Wir sehen, dass es – mit ganz wenigen Ausnahmen – in den Biomärkten nur einen Trend gibt, nämlich Wachstum. Die wichtigsten Biomärkte Schweiz, Dänemark, Österreich, Deutschland und Schweden werden in den nächsten 10 Jahren einen Anteil von 10 Prozent aller Lebensmittel in Bioqualität erreichen.» Bei Gemüse ist der Konsum schätzungsweise bei 12 Prozent, bei Obst bei etwa 4 Prozent, bei Kartoffeln schätzungsweise 6 Prozent und bei Getreide bei ca. 5 Prozent.
Wahlfreiheit und Selbstverantwortung
Eine gesunde Ernährung heisst, viel Früchte und Gemüse essen und zurückhaltend mit fett- und zuckerreichen, stark verarbeiteten Lebensmitteln sein. In diesem Sinne passen die Bioprodukte ausgezeichnet in eine gesunde Diät hinein. Im Verlauf eines Lebens kommt der menschliche Körper in intensiven Kontakt mit 30 bis 50 Tonnen Lebensmittel. Dies unterstreicht die entscheidende Bedeutung der Zusammensetzung des Essens.
Im Gegensatz zu Tieren auf Biohöfen, wählen die Menschen ihre Ernährung frei und selbstverantwortlich. Vor diesem Hintergrund lassen sich absolute Aussagen zu den Aussagen der Bioernährung nur mit grossen Einschränkungen machen. Niggli zeigt die Zusammenhänge auf: «Mir ist vor allem wichtig, dass die Konsumenten wissen, dass man mit Bioprodukten einen Mehrfachnutzen hat. Für die Umwelt, für das Tierwohl, eine gute Ernährungsqualität und ein faires Einkommen für die Landwirte.»
Biovorteil auch für tierische Bioprodukte?
Gibt es vergleichbare Untersuchungen auch für tierische Produkte? Aus der Forschungsliteratur zur Biothematik lässt sich belegen, dass die Fütterung die Qualität stark beeinflusst und positive Unterschiede werden zum Beispiel in Biomilchprodukten deswegen gefunden, weil der Anteil an Raufutter in der Ration deutlich höher ist und weniger Maissilage gefüttert wird. Die weltweite Übersicht über alle Daten wird im 2015 veröffentlicht werden.
«Wir bereiten eine zweite Studie vor, welche Milch- und Fleischprodukte im Fokus hat. Dazu wurden in jüngster Zeit experimentelle Untersuchungen gemacht. In der zweiten Studie wird es um Aminound Fettsäure-Muster sowie Vitamingehalte von Bioprodukten gehen.»
www.fibl.org/de/medien.html
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